Wir ließen uns um 06:00 Uhr wecken. Ze, unser Führer, wollte mit uns um 06:30 starten. Wir realisierten erst sehr spät, daß unser Frühstück schon vorbereitet war. Darauf wollten wir aber auch nicht verzichten.
Kurz nach 07:00 Uhr ging es dann los. Wir gingen von der Pensao de Pedra Brabo aus durch das morgendliche Portela in Richtung der Nordseite des Pico de Fogo. Der leicht ansteigende, von Vulkanasche bedeckte Weg verzweigte dann auf einen Pfad, der von Asche und Steinen bedeckt war.
Wir befanden uns am Startpunkt zum Aufstieg. Hier trennte sich Anke von uns. Sie zog es vor, entlang des Fußes des Pico in Richtung des Pico de Pequeno zu wandern und dort auf Ze und Andreas zu warten. Ihre späteren Bilder zeigten, daß diese jetzt beschlossene Arbeitsteilung eine richtige Entscheidung war. Wenngleich Ihre Hoffnungen auf ein Wiedersehen enttäuscht wurden.
Ihr Warten von ca. 2 Stunden war deshalb vergeblich, weil der Abstieg nicht in Richtung des Pico Pequeno erfolgte, sondern wieder an der Nordflanke entlang des Aufstiegpfades. Sehr schnell machte sich die fehlende körperliche Vorbereitung auf diesen Aufstieg bemerkbar. Wir wanderten in Richtung eines von Felsen gekennzeichneten Pfades, der von unten nicht erkennbar ist, in Richtung Gipfel. Dieser schien unerreichbar.
Wir gingen im kühlen Schatten des Pico, was das Laufen angenehm machte. Der Atem verfiel schnell in ein rasselndes Stoßatmen, die Höhe von 1800m und die mangelhafte Konstitution wirkte sich aus. Immer wieder wurden Pausen gemacht. Um Wasser zu trinken oder um die Atmung halbwegs zu normalisieren. Ich hatte eine 1,5 Liter Flasche Wasser dabei. Am Ende war sie fast leer. Ein wenig knapp bemessen....
Ze bot mir eine Orange an, die ich sehr gern annahm. Nachdem ich meine zittrigen Finger unter Kontrolle hatte und das Schälen endlos gedauert zu haben schien, war sie ein Genuß. Die Steine wurden größer, immer eingebettet in Vulkanasche, die aber wegen der morgendlichen Feuchte einen gewissen Halt bot.
Ze ging immer einige Meter voraus und markierte dadurch den Weg. Er merkte sofort, wenn eine Verschnaufpause angesagt war. Sein Verständnis schien grenzenlos zu sein. Ich fragte ihn, in welcher Zeit er den Pico besteigen würde. Er sagte, daß er es in 1 Stunde und 10 Min schaffen würde. Ich hätte nicht fragen sollen, eine Motivation für den Restanstieg war es nicht, oder doch?
Der Abstand, den er vorgab, wurde angesichts des steiler werdenden Grates kürzer. Dies nicht ohne Grund: Hin und wieder nahm ich eine vermeintliche Abkürzung abseits des von Ze vorgegebenen Pfades und rutschte dabei mehr ab als ich vorwärtskam. Ein Ruf und ein Wink von Ze ließ mich den korrekten Weg wiederfinden. Die größer werdenden Felsbrocken ließen ein Festhalten mit den Händen zu und entlasteten dadurch ein wenig die Beine.
Das Fortkommen auf allen Vieren schien Erfolg zu haben. An manchen Stellen im oberen Drittel konnte ich Schwefel riechen. Der Geruch war aber nicht so intensiv wie einen Tag später am Pico Pequeno, dem Ausbruchkrater von 1995. Irgendwann sagte Ze: "Nur noch drei Minuten". Ich glaubte ihm nicht, weil mein GPS erst eine Höhe von ungefähr 2.700m anzeigte. Er hatte aber Recht.
Die Caldeira des Pico de Fogo war erreicht. Rechts und links erstreckten sich die Gipfel, die die Höhe von über 2.800m Höhe ausmachen. Insgesamt waren wir vom Startpunkt aus bis zum Ziel 3 Stunden unterwegs gewesen, eine Höhendifferenz überwunden. Wir blieben ca 15 Minuten dort. Genug Zeit, um Fotos von diesem einmaligen Standpunkt aus anzufertigen.
Oben war bereits ein Paar aus Deutschland, das wir auch schon im "Le Bistro" in Sao Filipe gesehen hatten. Am mit Asche bedeckten Kraterboden, der noch ca. 100m in die Tiefe geht, haben die Führer ihre Namen mit Steinen gelegt. Möglicherweise sind auch einige andere Namen dort verewigt. Von einem Abstieg dorthin riet mir Ze ab, weil der Weg durch die Asche für mich besonders zurück nach oben zu schwer wäre. Ich sah dies angesichts meiner Konstitution ein. Er hatte genügend Zeit gehabt, diese einschätzen zu können.
Ich fragte Ze, ob wir den Abstieg in Richtung Pico Pequeno vornehmen würden. Er meinte, dass dies zusätzliche 2.000 CVE kosten würde. Insgesamt wären also für eine solche Tour ca. 5.000 CVE fällig. Angesichts der Erfahrung des Führers sowie der vermittelten Sicherheit eine gut angelegte Summe. Ich entschied mich dennoch für den Abstieg entlang des Aufstiegpfades, weil ich den Pico Pequeno in einer gesonderten Tour erkunden wollte, natürlich wieder mit Anke.
Zurück gingen wir ein paar Hundert Meter den Aufstiegspfad zurück und verliessen ihn dann auf der linken Seite in das Aschefeld. Die Füsse versanken fast bis zu den Knien in diesem feinkörnigen Granulat. Ze eilte natürlich voraus und vergrösserte den Abstand auf einige Hundert Meter. Es schien ihm Spaß zu machen. Dank meiner langen Hose über den Stiefeln konnte die Asche dort nicht eindringen.
Ich kopierte seinen Laufstil und kam nach einiger Gewöhnung schnell voran. Der Ausblick in Richtung Portela/Bangaeira war atemberaubend und ich ließ mich nach hinten fallen, um zu fotografieren.Ze ging in eine Art Jogginglauf über. Diesen konnte ich beim besten Willen nicht imitieren. Der Abstieg war in ungefähr 30 Minuten absolviert. Später erreichten wir den Weg in Richtung Portela. In der Pedra Brabo angekommen, besorgte ich mir noch zwei Sagres und sank ins Bett... Die Erschöpfung schien sich aber erst am nächsten nach dem Besuch des Pico Pequeno auszuwirken.
Fazit: - Die Mitnahme eines Führers scheint für die Besteigung keine unbedingte Pflicht zu sein. Wir begegneten zum Beispiel einem französichen Paar, der Mann ist Bergführer in den Alpen, welches die Tour ohne Führer bewältigt hat. Dennoch ist für Untrainierte die Tour anspruchsvoll, ein Suchen nach dem Einstiegspunkt und dem weiteren Pfad kann einem das Risiko eines Fehltritts unnötig erhöhen, vom fehlenden Spaß abgesehen.
Weiterhin unterstützt man mit einer mehr als fairen Bezahlung von unter 30 Euro die einheimische Bevölkerung. Dies mag für uns Europäer eine kleine Summe bedeuten, für manche Kapverdianer macht sie allerdings mehrere Tagesgehälter aus, bei gutem Verdienst. Aus diesen Gründen veröffentliche ich auch nur zwei GPS-Punkte:
Start: 14.964212º, -24.349987º
Ziel: 14.951297º, -24.342049º
Das Risiko während des Aufstieges ist nicht so groß, dass ein Helm oder eine Seilsicherung notwendig wäre. Dennoch sollte besonnen der nächste Schritt überlegt sein.... - die Mitnahme von 1.5 Liter Wasser war für mich gerade ausreichend. Es sollten schon zwei Liter pro Person sein, um sicher zu gehen. Dies liegt nicht unbedingt an der Hitze, der Aufstieg erfolgt im Schatten des Pico, so daß es kühl war. Entscheidend ist aber die trockene Luft, welche die Energiereserven aufzuzehren scheint.
Neben der oben erwähnten Orange (danke, Ze) aß ich während des Aufstiegs noch ein trockenes Brot, das ich vom Frühstückstisch mitgenommen hatte. Mehr hätte ich auch nicht essen können. Das Trinkwasser spielte eine wichtigere Rolle. Wer natürlich oben ein Picknick aufbauen möchte......
Sollte festes Schuhwerk empfohlen werden? Ja! Stabile Bergstiefel sind ein unbedingtes Muß. Weiterhin lange Hosen, um die morgendliche Kühle ein wenig abzufangen. Während des Abstieges verhindern sie zudem das Eindringen des Granulats in die Schuhe. Oben herum trug ich nur ein T-Shirt und befand mich mit dieser Entscheidung an der Grenze der Verträglichkeit.
Besonders bei Pausen, der Rucksack wurde abgenommen, wurde es schlichtweg kalt. An manchen Stellen im oberen Drittel kann der Wind schon eine gewisse Stärke annehmen und damit unangenehm werden. Am besten ist die Mitnahme eines leichten Pullovers oder einer Fleece-Jacke, die beliebig an- und ausgezogen werden kann. Wer wie ich einen Rucksack mit 4 Kilo Fotogepäck mit sich führt, setzt natürlich andere (dumme :-) ) Prioritäten
Diese Wanderstöcke, die ich bis vor kurzem als modisches Accessoire empfunden hatte, können eine wichtige Hilfe besonders beim Abstieg sein. - Für die Fotofreunde: Polfilter besorgen und mitnehmen. Die Enttäuschung wäre sonst zu gross.