Fahrt in die Caldeira

Nachdem wir einige Tage in Sao Filipe verbracht hatten, wollten wir in die Caldeira. Der riesige Einsturzkrater, Schauplatz von über 20 Vulkausbrüchen, darunter denen von 1951 und 1995, zog uns an.

Die vorher im Internet gesehenen Bilder der Lavalandschaft mit dem über 2.800m hohen Pico de Fogo ließen uns vieles erhoffen. Wir sollten nicht enttäuscht werden. Besonders interessierten uns die Menschen, die unter widrigsten Bedingungen und der latenten Gefahr eines erneuten Ausbruches in Portela und Bangaeira weiterhin wohnen und arbeiten.

Die öffentlichen Aluguers fahren in den Mittagsstunden hinauf in die Caldeira. Wir warteten also um 12:00 Uhr am Le Bistro in Sao Filipe auf Adriano, der uns in die Caldeira fahren wollte. Nach einer kleinen Wartezeit mit diversen Erfrischungsgetränken fuhr ein Kleinlaster vor. Dessen Hupen signalisierte uns, doch bitte einzusteigen.

Das Aluguer war voll mit Reisegepäck und Fahrgästen aus Cabo Verde und Frankreich. Wir fanden noch zwei Plätze, die uns als die letzten verbliebenen vorkamen. Der Fahrer hielt noch mehrmals in Sao Filipe, um diverse Dinge zu erledigen. Unter anderem natürlich, um weitere Fahrgäste und Gepäck aufzunehmen.

Vor der Abfahrt in die Caldeira kam noch ein Fass mit Reisegepäck hinzu. Es war ehemals mit Zitronensaftkonzentrat gefüllt, die Warnhinweise in englisch waren noch gut lesbar. Eine ältere, in schwarz gekleidete Frau hatte einen Behälter mit Kuchen dabei. Leider lehnten wir ihr Angebot, ein Stück zu nehmen, ab. Wir hatten das Crioulu in dem Moment einfach nicht verstanden.

Ein junger Fahrgast versuchte, der Enge im Innern zu entweichen und bezog mit einer artistischen Einlage einen Liegeplatz auf der Plastikplane, die über uns gespannt war. Mittlerweile machte der Kuchen die Runde. Andreas ließ die Beine aus dem Heck des Wagens hängen und entspannte ein wenig. Die Straße war eine der typischen auf Kap Verde. Ein Kopsteinpflaster, das vereinzelte Schlaglöcher aufwies.

Die in Sao Filipe noch drückende schwüle Hitze ließ mit wachsender Höhe nach. Es wurde angenehm kühl und trockener. Ab dem Zeitpunkt des Auflesens in Sao Filipe bis zum Erreichen der Caldeira waren wir ungefähr zwei Stunden unterwegs.

Mit Adriano war vereinbart, daß wir kurz nach dem Eingang in die Caldeira bei Cova Tina das Aluguer verlassen und den restlichen Weg bis zur Pensao Pedra Brabo in Portela zu Fuß zurüchlegen. Er würde unser Gepäck dort abgeben. Nachdem wir den Eingang in die Caldeira gefunden hatten, hielt das Aluguer an. Wir dachten schon, daß wir Cova Tina erreicht hätten, und stiegen aus.

Tatsächlich kam Adriano den mit Fotoausrüstung bestückten Touristen entgegen und ermöglichte ihnen ein erstes Bild vom Pico de Fogo am Naturparkschild. Zwei Fahrgäste nahmen dieses Angebot an. Nach wenigen Minuten Fahrt hielt er wieder an. Wir waren bei Cova Tina angelangt. Nachdem wir 1.000 CVE Fahrpreis bezahlt hatten, waren wir in der Caldeira allein.

Wir wollten die Pensao Pedra Brabo zu Fuß an der Bordeira entlang erreichen. Es war 15:30 Uhr, als er anhielt. Also hatten wir bis zum Sonnenuntergang ca. 2 1/2 Stunden Zeit. Schwierig, wenn unterwegs auch noch Fotos gemacht werden wollen.

Wir wanderten zuerst auf dem Weg durch die Aschefelder an Cova Tina rechts vorbei. Vor uns die Bordeira, eine Umfassung, die ca. 800m hoch ist und sich fast auf der Höhe des Pico de Fogo befindet. Später gelangten wir durch das Lavaflußgebiet des letzten Ausbruchs, der 1995 die damalige Weinkooperative unter sich begraben hatte.

Dort sahen wir ein Häuschen aus Lavagestein und Stroh, dessen Miniaturausgabe wir vor 2 Jahren als Souvenir auf der Ilha do Sal gekauft hatten. Es existierte also tatsächlich, ein Funco aus älteren Zeiten. Langsam verschwand die Sonne hinter der Bordeirawand und tauchte den Pico in ein rötlich orange farbenes Licht. Wir mussten schneller gehen, um Portela mit der Abenddämmerung zu erreichen. Dies gelang auch.

Pedra Brabo konnten wir aber nicht mehr genauer von außen ansehen. Die Gäste waren hauptsächlich Franzosen, die teilweise auch Englisch sprachen. Ebenso unser Führer Ze, der uns fragte, ob wir am nächsten Morgen auf den Pico wollen. Wir stimmten zu.

Nach Sonnenuntergang wurde es empfindlich kühl. Da auf unseren Betten warme Wolldecken lagen, kamen wir damit aber gut zurecht. Die Toiletten/Duschen befinden sich innerhalb des Atriums in zwei Räumen.