Mit der Sotavento nach Brava

Am 20.11.2006 war es endlich soweit. Unsere erste Fährfahrt auf Kap Verde. Wir hatten uns dabei nicht die kürzeste Strecke ausgesucht: Von Santiago nach Brava, geplante Fahrtzeit: 6,5 Stunden.

Die Alternative wäre gewesen, mit der TACV erst Fogo anzufliegen, um dann mit der Fähre eine gute Stunde Richtung Brava zu schippern. Die kleine Insel ist per Flugzeug nicht mehr erreichbar. Abgesehen von den Mehrkosten erschien uns dies zu umständlich. Außerdem hatten wir Zeit und uns wäre ein einmaliges Erlebnis entgangen. Das Ticket für die Fahrt mit Kabine kostete pro Person CVE 2.300.--. Ein Schnäppchen gegenüber den Flugpreisen. Für uns hatten die Schellmanns eine Kabine auf der Sotavento gebucht.

Da das Schiff um 23:00 Uhr ablegen sollte, wollten wir diese Möglichkeit nutzen, ein wenig zu schlafen. Gegen 06:30, zum Sonnenaufgang, würde Brava erreicht sein. Wir sollten eine Stunde vor dem Ablegen am Kai eintreffen, die Abfahrt von Calheta war gegen 21:00 Uhr geplant. Wir verabschiedeten uns von den Schellmanns und versprachen, nach unserer Rückkehr auf Santiago noch einmal vorbeizuschauen.

Nachdem wir das Tor zum Hafen passiert hatten und ausgestiegen waren, wurden wir sofort von Kapverdianern umringt. Sie fragten uns, ob sie unser Gepäck in die Kabine tragen dürfen, bereits eine Hand am Griff der Tasche. Dieses Angebot anzunehmen war uns peinlich, für diese aber selbstverständlich. Angesichts des Gewichtes der Reisetasche von ca. 30 Kg stimmten wir aber zu. Unser Fotoausrüstung trugen wir selbst, so ganz ohne Gepäck wollten wir die kleine Gangway nicht hinaufgehen.

Auf dem Deck angekommen suchten wir unsere Kabine. Der Schiffsmeister in beigefarbener Uniform zeigte auf eine Tür, es war gleich die erste Kabine rechts, gegenüber den Toiletten. Unser Gepäckträger schien wegen des kurzen Weges erleichtert und entledigte sich der Reisetasche. Die Diskussion um das Trinkgeld war die bisher interessanteste. Sie endete mit seiner ausgestreckten Faust uns gegenüber. Nein, es gab keine Schlägerei. Diese freundschaftliche Geste sollte nur sagen ''Alles in Ordnung, war doch nur ein Spaß''. Unsere Antwort war unsere Faust auf seine und ein freundliches Lächeln.

Zugegeben: In diesem Moment waren wir ein wenig angenervt...... Unsere Kabine war im Vergleich zu den anderen relativ groß, sie bestand aus zwei kleinen Räumen. Im ersten befand sich ein Tisch mit einer Eckbank, von der wir aus durch das Bullauge auf den Kai sehen konnten. Der zweite war fensterlos und mit zwei Etagenbetten und einem Schrank ausgestattet.

Wir warteten, wer sich noch zu uns gesellen würde. Aber wir blieben allein. Alle Kabinen schienen besetzt zu sein. Von außen konnte man die Passagiere durch die geöffneten Bullaugen bereits schlafen sehen. Die anderen Passagiere, die keine Kabine gebucht hatten, machten es sich auf dem Deck bequem. Sie rollten Decken aus und zogen die Kapuze ihrer Sweatshirts über den Kopf. Für sie schien alles Routine zu sein. Für uns nicht, wir waren zu aufgeregt und mussten erst mal eine Zigarette rauchen.

Pünktlich um 23:00 Uhr durchzog ein Brummen den Schiffskörper. Die Motoren wurden gestartet und die Sotavento legte ab. Wir waren ein wenig gespannt darauf, wie die Wellen auf offener See aussehen würden. Während wir an der Südküste von Santiago in westlicher Richtung fuhren, war die See sehr ruhig. Dies änderte sich auch nicht, als wir aus den Windschatten der Insel heraus auf das offene Meer fuhren. Unsere Befürchtung, dass wir meterhohen Brechern begegnen würden, hatte sich also nicht bewahrheitet. Ein kleiner Kiosk wurde für ein paar Minuten geöffnet und wir versorgten uns mit Bier, Zigaretten und Keksen. Dann bezogen wir unsere Kojen und schliefen ein.

Gegen 01:00 wachten wir auf und gingen an die Reling. Wir sahen in nordwestlicher Richtung Lichter. Einige Kapverdianer interessierten sich auch für diese Erscheinung. Das GPS zeigte: 14°49''41.19"N, 24° 8''17.35"W (14.828108,-24.138153). Erst später konnten wir nachvollziehen, dass dies wahrscheinlich die Lichter von Mosteiros auf Fogo gewesen sein mussten...

Wir schipperten also südlich an Fogo vorbei. Wir hatten vorher angenommen, daß wir dies an der Nordseite machen würden, wie naiv..... Nach einem ruhigen Schlaf wachten wir gegen 6:00 Uhr auf. Wir mussten kurz vor Brava sein. Die Sonne warf bereits ein rötliches Licht auf die Insel. Wir sahen bereits aus der Ferne Furna, die kleine Hafenstadt, die von Bergen umgeben schien. Der Pier war relativ klein, er reichte gerade für ein Schiff. In der Bucht sahen wir eine Jacht, die uns bekannt vorkam. Es war die Daddeldu, sie gehört einem Weltumsegler aus Hamburg.